Eigentlich mag ich Selfies von mir sehr gerne.
Wenn ich sie für mich machen kann, ohne dass die halbe Welt sie sieht. Das ist auch das schöne, wenn man mit Essen zusammen arbeitet.
Essen klagt nicht. Die Kohlroulade jammert nicht, dass sie unförmig. Der Kürbis nicht, dass er zu rund ist. Die Suppe nicht weil sie vermutlich glänzt und wenn eine Tomate etwas angedötscht ist, dreht man sie einfach etwas, bis es nicht mehr zu sehen ist. Das ist, wenn es sich dann um das Gesicht handelt, etwas schwer. (Aber machbar).
Eigentlich lasse ich deswegen gerne Fotos von mir schießen, wenn man mich nicht sieht, also mein Gesicht, sondern eher meinen Rücken.
Essen jammert im übrigen auch nicht, wenn man es zehn tausend mal herum trägt, bis man das richtige Licht gefunden hat. Es beschwert sich auch nicht, auf dem Teller immer wieder umgelegt zu werden, und scheint seinen Frieden irgendwie auch ohne das ganze Licht Thema zu finden.
Als ich das Shooting hatte, dachte ich mir. Ein bisschen mehr wie Essen sein, Auch einfach mal mit sich zufrieden zu sein. Stundenlang meckern wir manchmal über uns. Das Foto schießen ist eine Sache, es zu bearbeiten eine ganz andere. Wenn ich die Diskussion auch mit der Roulade hätte. "Hallo kannst du das mal etwas enger Schnüren." - "Achtung ich verliere das Hack, das schaut unten raus." "Dieses Blatt ist nicht gut genug, für eine Roulade." - "Hier ist zu viel Zwiebel drin." ....
Hut ab an alle, die den Job des Fotografen ausüben.
Für mich war es auf jeden Fall Überwindung in die Kamera zu schauen und von gefühlten 250 Fotos, fand ich bestimmt nicht alle schön... (Gott, wie meine Arme manchmal aussahen ... Sind das wirklich meine?)
Aber die Fotos, die mir gefallen haben, in die habe ich mich verliebt. Und das sollte ich eventuell auch täglich etwas mehr tun. Mit dem was ich habe, zufrieden sein. Wenn ich perfekt wäre, würde ich in Hollywood leben reich, berühmt und vermutlich unglücklich sein.
Das alles bin ich nicht. Mein Essen ist es auch nicht und deswegen passen wir so gut zusammen.
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