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Seine Freizeit gestalten

Als ich 2017 noch in Magdeburg gearbeitet habe, habe ich eine gute 40 Stunden Woche gehabt + in der Regel nochmal 5 Überstunden. Meistens von morgens bis wirklich abends hindurch gearbeitet. Hatte einen Nebenjob, der alle 5 Wochen war und bereits mit dem Studium begonnen.

 

Aber irgendwie nahm ich mir nur Zeit für die Arbeit, aber gar nicht mehr für mich selbst. Termine mit Freunden oder außerhalb der Arbeit, erschienen mir irgendwie zu anstrengend, genau dann wollte ich eher meine Ruhe haben. 

Wollte ein Patient aber noch einen Termin Dienstags um 20:15 Uhr, war ich erst skeptisch, weil es doch spät war, hab dann aber meistens zugesagt.

 

Eine Freundin fragte mich dann, was ich denn so in meiner Freizeit machen würde? Ich hab überlegt. "Ja, ich spiele gerne Volleyball, gehe gerne spazieren, ich lese ab und an und ich interessiere mich für Kampfsport..." 

"Nein" - wurde ich unterbrochen. "Meine Frage war, was machst du gerade in deiner Freizeit, nicht was würdest du gerne tun." 

öööööhm-

Ok, war zuerst für mich das Gleiche. Wie ich dann aber überlegte, wann ich das letzte Mal Volleyball gespielt habe, schmunzelte ich. Das war schon mehr als 1,5 Jahre her. 

Wann habe ich zuletzt gelesen? Ein gutes Buch? Das war auch schon 2 Jahre her. Dazwischen gab es nur Fachliteratur oder Uni Bücher.

Kampfsport hatte ich 2015 eine Probestunde gehabt und dann war ich da nie mehr. 

 

An dem Abend war ich irgendwie ein bisschen fertig. Ich hatte nichts an Hobbys und an Freizeit vorzuweisen und musste mich im selben Atemzug fragen, wenn mich morgen jemand überfährt, wann hab ich zuletzt eigentlich was für mich getan? Der Gedanke war etwas drastisch, aber da wurde mir erst bewusst, dass ich nur am arbeiten war. Keine Frage, das hat mir super Spaß gemacht, aber es war zudem Zeitpunkt auch mein ganzes Leben. 

 

Ich habe mich dann damals für ein Pferd entschieden, kein eigenes, aber eines, welches ich pflegen durfte wie mein eigenes. 

Ich war so überrascht. Zwischen all den Dingen, wo ich vorher nie Zeit hatte, war plötzlich aber Zeit für ein Pferd. 

 

Diesen Ausgleich bewahre ich mir bis heute noch. Es gibt manchmal nichts enspannteres als aufs Land zu fahren, den Pferden beim Essen zu beobachten, auf der Weide zu sitzen und zu lesen, oder eben Auszureiten und mit dem Pferd zusammen zu arbeiten. 

Das macht den Kopf frei für neue Dinge. 

 

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